Was bedeutet denn "behindert sein“? Duden setzt das Synonym „beinträchtigt“ dafür ein - etwas erschwerter lernen. Sie brauchen also länger, diese Kinder. Sie brauchen Zeit. Zeit, wovon heutzutage jeder gern mehr hätte. Zeit - das Wertvollste, das man jemandem schenken kann. Zeit - die uns von einer „krankhaften möchte gern perfekten“ Gesellschaft dauernd auf vielfältige Weise gestohlen wird.
Ein Junge fragte uns mal als unser Ältester 2 Jahre alt war: „Meine Eltern sagten mir Ruben sei behindert, was ist denn mit
ihm anders? Er ist doch wie jedes andere Kind!“ Anders-sein ist in der heutigen Gesellschaft nicht erwünscht. Kinder machen da keinen Unterschied. Sie schauen unsere Jungs nur mit anderen Augen
an, weil ihnen ihre Eltern das „Anders-sein“ deklariert haben. Alle sollen in unserer Gesellschaft so sein wie man eben sein soll. Wenn jemand „anders“ ist als es unsere Gesellschaft diktiert,
schubladisieren und beurteilen wir und suchen Gründe nach dem Warum. Macht nicht die Vielfalt die Menschheit aus und unsere Welt bunter und spannender? Ist es nicht toll, dass jeder anders
ist?
🌹Weisst Du eigentlich noch, wer Du warst, bevor die Welt Dir erzählte, wer Du sein sollst?🌹
Was ist denn normal? Wer bestimmt die Normalität?
Eine Gesellschaft, die das Perfekte celebriert und anstrebt, gibt uns vor was wir als „normal“ und als „abnormal“ bezeichnen
sollen. Die meisten verurteilen dieses Streben nach Perfektionismus. Und doch lassen wir uns vorschreiben wer und was „perfekt“ ist und wer und was dadurch weniger wert sein
soll.
Ja, vielleicht sind Menschen mit Trisomie 21 gehindert die Dinge zu tun, die unsere Gesellschaft uns als unentbehrlich und
wichtig verkauft. Wir haben in den letzten drei Jahren festgestellt, dass Menschen mit Trisomie 21 genau die wichtigen Dinge des Lebens tun. Diejenigen die wir „Normalen“ im Alltag kläglich
vermissen weil niemand mehr Zeit dafür hat. Diese Menschen haben Zeit, versprühen Lebensfreude, verschenken grundlos Umarmungen und sind ehrlich und direkt.
Und dabei müssen wir in ein von Mitleid gezeichnetes Gesicht schauen.
Warum brauchen wir für alles einen Grund? Warum müssen wir alles erklären und nachvollziehen können?
Wir leben sehr gut und glücklich mit unseren drei Kindern! Wir geniessen die Zeit mit ihnen und kosten die kleinen
Lernerfolge richtig aus. Ja, sie brauchen Zeit - und wir sind Gott dankbar haben wir diese Zeit wieder gefunden! Wir lachen Tränen aufgrund ihrer ansteckenden Lachen und ärgern uns manchmal über
ihre kreativen Streiche. Wir geniessen ihre nassen Küsse und herzlichen spontanen Umarmungen. Wir erleben die Welt auf eine neue Art, sehen Kleinigkeiten in anderem Licht und sind für Dinge
dankbar, die wir vorher gar nicht bemerkten. Gesellschaftsziele haben für uns an Bedeutung verloren, denn oftmals zählt dort nur das Äussere, die Fassade. Dahinter ist es leer und sinnlos. Wir
erleben mit unseren Kindern was wirklich zählt! Und das gibt uns mehr als das Streben nach Anerkennung, Erfolg, viel Geld und all dem Arbeits- und Dienststress.
Aufgrund all dieser Dinge wollen wir kein Mitleid. Wir sind glücklich so wie es ist. Wir nehmen das Leben wie es kommt und
machen das Beste daraus, denn es dient uns zum Besten!
Wir hoffen zutiefst, dass ihr nicht urteilt und vorgebt zu wissen was für uns das Beste ist! Indem ihr unsere Kinder so
nehmt wie sie sind und nicht im Hinterkopf „er ist doch behindert“ habt, helft ihr uns am meisten. So gebt ihr ihnen die Chance sich optimal entwickeln zu können. Herzlichen Dank allen, die das
bereits tun und noch tun werden!